Ortsverband Lippstadt am 10. Oktober 1953 gegründet
Am 10. Oktober 1953 war es dann soweit, im Rathaus fand unter großer Anteilnahme der Bevölkerung, des Rates der Stadt und Vertretern des THW-Landesverbandes die feierliche Gründung des THW Ortsverbandes statt.
Eine Gruppe des Ortsverbandes Hamm demonstrierte während der Gründungsveranstaltung auf dem Rathausplatz ihre Einsatzstärke und stellte modernste Fahrzeuge und Geräte aus.
Als erster Leiter des Ortsverbandes Lippstadt wurde Stadtbaurat i. R. Tigges berufen.
Die nun folgende Zeit bis 1955 war der Aufbauarbeit des Technischen Hilfswerkes gewidmet. Von den Männern der ersten Stunde wurde viel Idealismus und Ideenreichtum verlangt. Es gab weder Ausrüstung noch Unter kunft. So brachten die Helfer Schaufeln, Spitzhacken und sonstige erforderliche Geräte von zu Hause mit. Mangels Unterkunft stellte jeder abwechselnd Keller oder Scheune für die Übungsabende zur Verfügung.
Heinz Schmidt übernimmt die Führung
Dieses änderte sich erst, als Ing. Heinz Schmidt, der beruflich beim Wasserwirtschaftsamt tätig war, die Leitung des Ortsverbandes übernahm. Es gelang ihm durch eine starke Öffentlichkeitsarbeit einige Mitglieder der ehemaligen Technischen Nothilfe für das THW zu gewinnen. Für die nun folgenden Ausbildungsabende stand immer noch keine geeignete Unterkunft zur Verfügung, deshalb fanden sie im Keller des elterlichen Hauses von Heinz Schmidt statt.
Erster Alarm
Bereits im Juli 1956 wurden die Helfer zusammen mit dem Ortsverband Paderborn zum Einsatz nach Warburg gerufen. Das Hochwasser hatte in diesem Kreis beängstigende und bedrohliche Ausmaße angenommen. Insgesamt 50 Helfer warteten mit Geräten, mehreren Booten und einem Fahrzeug auf den Einsatzbefehl.
Da die zweite Hochwasserwelle nicht die erwarteten Ausmaße hatte, wurde der Alarm zurückgenommen. Dieser Alarm hatte aber trotzdem eine besondere Bedeutung für den noch jungen Ortsverband. Es stellte sich heraus, dass die Helfer in kürzester Zeit zur Verfügung standen, wenn die Situation es erforderte.
Tausende sahen zu
Heinz Schmidt nutzte jede sich bietende Gelegenheit den Ortsverband in der Öffentlichkeit vorzustellen. So auch bei der Herbstwoche im Jahr 1956. Hier gelang es ihm trotz Kirmestrubel eine stattliche Menschenmenge für den Bau eines Fußgängernotsteges über den Schifffahrtskanal zu begeistern. Nach rund drei stündiger Bauzeit konnten die Helfer den Steg vor den Augen der Menschen begehen und somit zeigen, wie einsatzstark sie sind.
Sprengeinsatz für Erwitte
Nach und nach traten nun Städte und Gemeinden an die Organisation heran, um die Hilfe der Männer mit ihren technischen Geräten in Anspruch zu nehmen.
Eine weitere Demonstration ihres Könnens konnte die Ortsgruppe Lippstadt, der auch zahlreiche Helfer aus der Stadt Erwitte angehörten, im März 1957 ablegen. Zum Bau eines Tennisplatzes in Erwitte sollten 36 frei stehende Pappeln der Motorsäge zum Opfer fallen. Erschwert wurde diese Arbeit durch anliegende Häuser und durch Strom- und Fernmeldeversorgungsleitungen.
Wie vielseitig die Aufgaben des THW und auch die Kenntnisse der Helfer waren, zeigte sich kurze Zeit später, als die 36 Baumstümpfe im Rahmen einer weiteren Übung aus dem Boden gesprengt wurden. Mit Loren deckten die Männer die Stümpfe ab, um Beschädigungen von benachbarten Häusern zu verhindern. Die 20 Zentner schweren Loren wurden durch die Druckwelle 20 m in die Luft geschleudert.
Erste Unterkunft in Selbsthilfe geschaffen
Jede freie Minute verbrachten die Helfer in der nächsten Zeit in der Burgstr. 5. Abend für Abend wurde hier nun gehämmert, gesägt, Leitungen gezogen, Decken und Fußböden repariert, Sanitäranlagen eingerichtet, eine Kanalisation geschaffen, Wände verputzt und geputzt, bis nach Monate langer Arbeit der Landesbeauftragte Dipl. Ing. Schulz aus Düsseldorf die Schlüssel für das erste THW Heim übergeben konnte. Bei der Einrichtung des Unterrichtsraumes stand der Deutsche Gewerkschaftsbund hilfreich zur Seite. THW und Deutsche Angestelltengewerkschaft nutzen gemeinsam die Räumlichkeiten. Dieses war auch ein Zeichen dafür, dass die anfänglichen Schwierigkeiten zwischen beiden Verbänden beigelegt worden waren.
THW hilft Marinejugend Lippstadt
Doch damit nicht genug, die Lippstädter Marinejugend bat das THW einen 2t schweren Kutter an Land zu ziehen, damit dieser zur Möhne transportiert werden konnte. Mit einem Greifzug wurde der Kutter an Land gezogen und dann mit vereinten Kräften auf einen Anhänger verladen. Ein schweres Unwetter an der Möhne ließ diesen Kutter einige Monate später Leck schlagen, so dass er auf den Grund der Möhne sank. Unter dem Licht von zahlreichen Scheinwerfern waren die Helfer zusammen mit dem Marineverein bis zum frühen Morgen mit der Bergung beschäftigt.
Expedition unter Wasser,
so lautete das Übungsthema im Juni 57. Erstmals war eines der beiden Sauerstoffgeräte, die der Landesverband Nordrhein Westfalen für die Bergung ertrunkener Personen besitzt zu Ausbildungszwecken in Lippstadt. Genau wie der bekannte Unterwasserforscher Hans Haas konnten die Männer des THW auf dem Lippegrund einen Spaziergang unternehmen. Sie waren dabei von Schlauchleitungen unbehelligt, da die Luft in Stahlflaschen auf dem Rücken mitgeführt wurde.
Segeljacht in tiefer Nacht geborgen
Unter dem Licht von Scheinwerfern wurde im Sept. 1959 eine Segeljacht aus dem Möhnesee in Höhe der Staumauer geborgen. Die Jacht, die einen Neuwert von 15.000 DM hatte, war vor rund einem Jahr bei einem Unwetter gesunken. Vom THW Landesverband in Düsseldorf, wurde extra für diesen Einsatz ein Gerätewagen angefordert.
Helmut Thurmann, Leiter der Lippstädter Marinejugend, hatte die gesunkene Jacht als " Strandgut " erworben, konnte sie aber mangels technischen Geräts nicht aus der Möhne bergen. Was lag da näher, als wie das THW in Lippstadt um Hilfe zu bitten, zumal sie schon mehrfach für den Marineverein tätig waren.
Denen fiel das, mit den nötigen technischen Hilfsmitteln ausgestattet nicht allzu schwer, was für die Marinejugend aus eigener Kraft praktisch unmöglich gewesen wäre. Denn immerhin ist das Kajütboot 7.50 m lang, 2,40 m. breit und brachte ein Gewicht von zweieinhalb Tonnen auf die Waage.
Unter den geschickten Händen der wackeren THW Männer entstand ein Vierbeingerüst, in dessen Schnittpunkt ein Flaschenzug angebracht wurde. In einer mehrstündigen Aktion wurde die Jacht von Mariner und Technischen Helfern mittels Flaschenzug hochgehoben und auf einen Tieflader gesetzt. Von hier wurde sie dann zum Bootshaus im grünen Winkel transportiert, wo die ganze Aktion in umgekehrter Reihenfolge noch einmal stattfand.
Alarmeinsatz - Suche nach Ertrunkenen
Am 21. Februar 1959 wurde die Feuerwehr Lippstadt und das THW zum Einsatz gerufen.
Kurz vor Neujahr 1959 war ein 32 jähriger Bauarbeiter beim Brückenbau der Umgehungstrasse (B 55) verunglückt und in die Lippe gestürzt. Starker Frost und anschließendes Hochwasser hatten bis zu diesem Tage eine größere Suchaktion unmöglich gemacht. In den Morgenstunden des 21. Februars bat die Witwe beide Organisationen um Hilfe. Unter der gemeinsamen Einsatzleitung von Brandmeister Burghardt (Feuerwehr) und Ing. Schmidt (THW) suchten 8 Feuerwehrmänner und 32 THW Helfer mehrere Stunden nach dem Ertrunkenen.
Der Ortsverband Münster schickte einen Gerätewagen mit den erforderlichen Tauchgeräten nach Lippstadt. Neben zwei Tauchern, die den Lippegrund bei tiefen Temperaturen absuchten, wurden auch drei Boote eingesetzt. Trotz intensiver Suche von der Unfallstelle bis nach Benninghausen konnte der Ertrunkene nicht gefunden werden.
Das Schicksal ihres Mannes ließ die Frau nicht ruhen. Auf ihre Bitte hin rief Kriminalkommissar Heinze nach Rücksprache mit Oberkreisdirektor Dr. Schlarmann und Stadtdirektor Herhaus die Feuerwehr, das DRK, das THW und die Mitglieder des WSC zur Hilfe. Am 26. Juli 1959 fand dann zwischen 6.00 Uhr und 18.00 Uhr die größte Suchaktion statt, die Lippstadt je erlebt hatte.
Insgesamt 45 km Flusslauf, bis hin nach Hamm, mussten von den freiwilligen Helfern abgesucht werden. Im Verlauf dieser Aktion wurde der Ertrunkene von einem in der Lippe tauchenden Privatmann entdeckt. Die schwierige Bergung
der Leiche nahm mehrere Stunden in Anspruch.
Erster Tag des freiwilligen Helfers
Umfangreiche Vorarbeiten von allen Organisationen waren erforderlich, um den ersten Tag des Helfers zu einem Erfolg zu machen. Feuerwehr, Deutsches Rotes Kreuz, Malteser Hilfsdienst, Bundesluftschutzverband und Technisches Hilfswerk waren schon Wochen vorher mit den Vorbereitungen für diese Veranstaltung beschäftigt.
Am 11 Oktober 1959 war es dann soweit, vor einem großen Publikum gelang es den beteiligten Organisationen ihren hohen Ausbildungsstand unter Beweis zu stellen. Auf dem Kuhmarkt, auf dem Marktplatz, im Gebäude der Polizei und der Feuerwehr wurde der Bevölkerung ein Einblick in den Dienst des Nächsten gegeben, wie er von allen Organisationen in selbstlosen Einsatz geübt wird.
Am Nachmittag vereinigten sich diese Verbände zu einer gemeinsamen Schauübung unter der Leitung der Freiwilligen Feuerwehr. Bürgermeister Jakob Koenen, der Beobachter der Einsatzübung war, sprach den beteiligten Verbänden seinen Dank und seine Anerkennung aus.